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Vom Myramann

Es gab eine Zeit, da war die Myra nur ein schwaches kleines Rinnsal. Damals ging ein Mann einmal den Bachlauf entlang, bis er zu dessen Ursprung kam, dem Myraloch, einer Höhle im Unterberg, dem die Myra entspringt. Es war ein kränklicher älterer Mann und er hatte nicht mehr sehr lange zu Leben. Da hörte er Stimmen aus dem Myraloch, die nach ihm riefen. Es war ein trauriger und klagender Klang. Er folgte dem Wasser in das Berginnere, bis er zu einem Syphon kam, aus dem sich der Wasserlauf speiste.

Wieder bei sich Zuhause angelangt, träumte der Mann in der folgenden Nacht von einem Boot mit nach innen gerichteten Mühlrädern als Antrieb. Er wunderte sich so sehr über diesen Gedanken von nach innen gerichteten Mühlrädern in einem Boot, dass er begann es selbst zu bauen, um es besser zu verstehen.

Dieser Sommer brachte viel Trockenheit und die Myra gab immer weniger Wasser für die Felder und die Mühle. Das Boot mit den Mühlrädern war schon bald fertig geworden und nun stand es nutzlos am Hof herum. Nur der Regen füllte es mit Wasser. Es war für nichts zu gebrauchen.

Als der Mann wieder einmal, den nun fast schon trockenen Wasserlauf entlang, bis zum Myraloch ging, hörte er wieder etwas. Diesmal aber ein Wimmern und Weinen aus dem Berginneren heraus. Wieder ging er in die Höhle und bei dem Ursprung der Myra, dem Syphon im Inneren des Berges, hörte er Stimmen lauter werden und er glaubte, seinen Namen und folgende Worte zu hören: „Myra … Boot … Myra … Boot“

Da lief der Mann nach Hause, holte das nutzlose Boot, zog es in das Myraloch und verschwand damit im Berg. Bald darauf kam ein Unwetter auf und die Myra schwoll so stark an, dass niemand mehr in das Innere des Myralochs gelangen konnte. Der Mann blieb seitdem verschwunden.

Im nächsten Jahr aber, da gab es so viel Wasser im Myralauf wie noch nie. Ein Mann traute sich dann doch in den Berg um nach dem verschwundenen Mann zu suchen, den niemand seit damals den ganzen Winter hindurch gesehen hatte. Alles, was er fand, war aber das Boot. Es war ohne den Mühlrädern und ohne den Mann im Berginneren nahe dem Syphon verblieben.
Seit diesem Jahr steigt das Wasser in der Myra jedes Jahr so stark an, daß sich sogar Wasserfälle bilden und im ganzen Tal wurden seitdem viele Mühlen gebaut und betrieben. So entstanden die Myrafälle und auch die Geschichte vom Myramann hat hier ihren Ursprung.

Diese Sage bezieht sich in Teilen ihrer Geschichte vermutlich auf Legenden über den Heiligen Nikolaus von Myra, dessen Festtag der 6. Dezember ist. Lesen Sie mehr unter „Das Boot an der Myra“!